Niederanven vom 12. — 18. Jahrhundert.
Der Hof Anwen, bestehend aus Ober- und Niederanven, Hostert, Senningen, Rameldingen und Ernster, wird in vielen Urkunden des 12. Jahrhundert genannt. Man nimmt an, dass die frühesten Besitzer und Anleger des Anwener Hofes die fränkischen Könige waren.
Der Hof Anwen besaß eigene Gerichtsbarkeit. Die alte Linde in Hostert, die im Jahre 1974 etwa 1000-jährig gefällt werden mußte, hat viele Gerichtssitzungen erlebt. Er erfreute sich großer Beliebtheit als Sommer und Jagdsitz der jeweiligen Herren.
Das Andenken an den Einsiedler Schetzel, der bis zu seinem Tod im Jahr 1138 in einer Höhle des Grünewaldes lebte, wurde von der Pfarrei Hostert von jeher hoch in Ehren gehalten.
Das Wappen früherer Besitzer, nämlich der Markgrafen von Baden, findet man im Gewölbe der Kapelle zu Hostert. Seit 1976 ist dieses älteste Bauwerk Niederanvens als “Monument historique” klassiert.
Dem Benediktinermönch Johanes Bertels, später Abt von Altmünster und Echternach, verdankt Luxemburg eine einzigartige ikonographische Dokumentation über die Ortschaften des Landes Luxemburg und das Leben seiner Bewohner. Zwei Zeichnungen Abt Bertels zeigen Ober- und Niederanven, Senningen und Schüttringen, sowie den Höhenhof aus der Zeit um 1570.
Erste Angaben über die Bevölkerung im Hof Anwen finden sich in einer Feuerstättenzählung aus dem Jahre 1473. Es gab damals etwa 36 Herdfeuer, was vielleicht 250 Einwohner entsprach. Einen starken Bevölkerungseinbruch bewirkten Anfang des 17. Jahrhunderts die Pest und der dreißigjährige Krieg. Die Bevölkerung sank im Jahre 1658 auf ganze 2 1/2 Haushalte.
Das älteste Heiligtum Niederanvens war die Lucia Kapelle. Sie stand nahe der Niederanvener Bannmühle an der Ortsausfahrt nach Münsbach. Als 1851 die neue Pfarrkirche in Niederanven gebaut wurde, war die St. Lucia Kapelle nur noch von geringem Nutzen und zerfiel.
Das 18. Jahrhundert war für Niederanven eine Zeit des Aufschwungs, der in der Mitte des 19. Jahrhunderts einen Höhepunkt erlebte. 1722 wurde der Postkutschendienst von Brüssel nach Luxemburg eingeführt und 1730 nach Trier weitergeführt. Ab 1727 wurde diese Verbindung mit Pflastersteinen ausgebaut. Niederanven wurde, was es schon einmal zur Römerzeit war: Eine Relaisstation. Brücken- und Straßenzoll wurde erhoben und Postmeister, Kutscher und Durchreisende brachten reges Leben ins Dorf.
Im Gasthaus “zum Goldenen Apfel” war das Bettlerdepot, andere Gasthäuser hießen “au Cheval Blanc” und “An der Lomp”. Der Apotheker Rademacher bot seine Heilbäder in der Trierischen Straße an. Er warb um 1750 für “Niederanven-les-eaux” und ein reger Fremdenverkehr begann.
Die Gemeinde Niederanven mit ihren heutigen Ortsteilen wurde während der Französischen Revolution am 1.10.1795 geschaffen. Am 9. Oktober 1804 jubelten viele Einwohner Napoleon I. zu, der Niederanven besuchte.