1. Natürliche Sukzession
Der Grünewald ist in der Lage, sich selbstständig zu regenerieren und zu verjüngen. Windwurf oder durch Käfer entwaldete Flächen sind deshalb keine Katastrophen, sondern Ausgangspunkte für eine natürliche Entwicklung. Wird der Boden nicht bearbeitet und lässt man der Natur ihren Lauf, dann entwickelt sich eine Ideal-Vegetation für diesen Standort: Pflanzen, die unter den gegebenen Bedingungen am besten wachsen und sich gegen Konkurrenz durchsetzen können.
Zunächst keimen Gräser, Kräuter oder Adlerfarn auf den entwaldeten Flächen. Später siedeln sich Pioniersträucher (z.B. Ginster, Brombeere, Faulbaum) an, gefolgt von den Pionierbaumarten Birke, Espe, Vogelbeere und verschiedenen Weidenarten.
Mit diesen Baumarten kann ein erster Wald (Vorwald) aufgebaut und nach waldbaulichen Kriterien bewirtschaftet werden. Der Vorwald wirkt sich positiv auf die Entwicklung des späteren Buchenwaldes der hiesigen Standorte aus, zum Beispiel durch die Verbesserung des Bodens und des Mikroklimas. Im Endstadium dieser Entwicklung (Klimax) stellen sich die für den jeweiligen Standort am besten angepassten Waldgesellschaften — hauptsächlich Buchenwaldgesellschaften mit Eichen und Hainbuchen — ein.
2. Pflanzung
Obwohl die Naturverjüngung bei der Erneuerung im Grünewald einen großen Anteil einnimmt, muss in Ausnahmefällen dennoch die neue Waldgeneration gepflanzt werden, z.B. bei Aufforstungen landwirtschaftlicher Flächen, großem Eis- und Schneebruch, Feuer, aber auch, wenn der vorherige Waldbestand nicht standortgerecht oder die Qualität des Vorbestandes unzureichend ist.
Bei der Pflanzung (von Hand oder mit einer Pflanzmaschine) kommen nur solche Pflanzen in Frage, die aus vergleichbaren Breiten und Höhenlagen stammen und die zu dem Standort passen.
Die Entscheidung, in welcher Weise die Verjüngung erfolgen soll, wird durch die waldbaulichen Möglichkeiten und die Gegebenheiten im Forstbetrieb bestimmt.
3. Naturverjüngung
Die naturnahe Waldbewirtschaftung des Grünewaldes macht sich die natürlichen Vorgänge im Wald soweit wie möglich zunutze. Die natürliche Verjüngung des Waldes, d.h. die Übernahme von natürlich aufgelaufenen Samen (z.B. Buchecker) unter dem Kronendach der Altbäume, wird genutzt, um eine neue Waldgeneration zu bilden.
Die Naturverjüngung ist die am häufigsten angewandte Verjüngungsart im Grünewald. Sie stellt sich bei passenden ökologischen Verhältnissen (z.B. Lichtangebot, Bodenzustand) sowie einem nicht zu hohen Schalenwildbestand meist von selbst ein. Die Naturverjüngung entspricht nicht nur am ehesten den Verjüngungsvorgängen in einem Naturwald, sondern bietet darüber hinaus viele wirtschaftliche Vorteile:
- ungestörtes Wachstum von Anfang an und keine Beeinträchtigung der Wurzelentwicklung (kein Pflanzschock)
- geringerer Wildverbiss als bei gepflanzten Kulturen
- geringere Gefahr von Frost- und Trocknisschäden durch den Schutz des Altholzschirms als auf der Freifläche
- keine Kosten für Pflanzungen und Pflanzen
- Stetigkeit von Wasserhaushalt und Kleinklima
- Erhaltung einer standortangepassten Genressource