Der Selige Schetzel, auch Schetzelo genannt, war ein Eremit, der im 12. Jahrhundert zurückgezogen im Grünewald lebte. Er verbrachte dort die letzten 14 Jahre seines Lebens — wahrscheinlich von 1124 bis zu seinem Tode am 11. August 1138 oder 1139 — das genaue Todesjahr ist unbekannt.
Der Selige Schetzel war wohl Zisterziensermönch gewesen und kam wahrscheinlich aus dem Kloster von Orval; er war ein Einsiedler, ein Mann, der die Abgeschiedenheit und Einsamkeit gewählt hatte, um dort als strenger Büßer zu leben und zu beten und dem Herrn nahe zu sein. Vielen Menschen war er ein Ratgeber. Als Unterkunft wählte er eine Höhle, in der er auf dem nackten Steinboden schlief — als Nahrung dienten ihm die Pflanzen des Waldes. Seinen Durst stillte er an der etwa 200 m von seiner Höhle entfernt entspringenden Quelle der Weißen Ernz, heute ”Schetzelbur” genannt.
Da der Selige Schetzel sich während der strengen Winter seiner letzten vier Lebensjahre dem Hungertod ausgesetzt sah, verließ er die Einsamkeit des Waldes und näherte sich nachts den benachbarten Bauernhäusern. Er verweilte im Hof, wo er auf Stroh schlief und das ihm gereichte Brot aß. Noch vor Morgengrauen kehrte er jedoch wieder in die von ihm gewählte Einsamkeit zurück.
Der einzige schriftliche Beleg über die Existenz sowie den Aufenthalt des Schetzel im Grünewald ist der Augenzeugenbericht des späteren Novizenmeisters Archardus von Clairvaux über seine Begegnung mit dem Eremiten. Seine Schilderungen wurden von seinem Mitbruder Herbertus niedergeschrieben. Bei allen anderen Niederschriften handelt es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um Legenden.
Der Selige Schetzel starb so wie er gelebt hatte: in Einsamkeit. Zu seinem Begräbnis jedoch strömten Mönche wie auch viele Menschen aus dem Volk. Sie begruben ihn vor seiner Höhle und errichteten angeblich über dem Grab zu seinen Ehren eine Kapelle aus Holz. Um 1150 wurde sein Leichnam in die Benediktinerabtei Altmünster gebracht, wo er in einem silbernen Sarg vor dem Hochaltar der Klosterkirche beigesetzt wurde. Seine Reliquien genossen bis zu ihrem Verschwinden durch die Zerstörung der Abtei um das Jahr 1543 große Verehrung — zahlreiche Wunder sollen an seinem Grab geschehen sein. Seine letzte Grabstätte wurde bis heute nicht wiedergefunden.
Wandmalerei in der Pfarrkirche von Hostert, die 1972/73 bei Renovierungsarbeiten übertüncht wurde: Archardus überreicht Schetzel, der wohl Mönch gewesen war und als Eremit wahrscheinlich mit einem Kloster in Verbindung stand, einen Mantel oder ein Mönchsgewand.
Die Schetzelhöhle
Die Höhle im Luxemburger Sandstein, in der Schetzel lebte, Schetzelhöhle oder auch ”Eremitage” genannt, ist auf natürliche Weise entstanden und wurde von Menschenhand merklich erweitert.
Ungefähr 3 m breit, 2,50 m tief und 2,50 m hoch bot sie dem Eremiten Schutz vor Wind und Wetter. Die lange Zeit verschüttete Höhle wurde im 19. Jahrhundert von Pfarrer J. Klein aus Weimerskirch wieder instandgesetzt.