Jagdliche Nutzung
Die Jagdausübung gehört zu den ältesten Nutzungen des Waldes. Ursprünglich diente die Jagd ausschließlich der Lebenssicherung und Nahrungsbeschaffung. So wurden Felle für die Kleidung und Knochen für die Herstellung von Werkzeugen und Waffen gebraucht. Das Fleisch war unerlässliche Grundlage der Ernährung.
Noch im Frühmittelalter wurde die Jagd von allen Bauern einer Markgenossenschaft (d. h. der bäuerlichen Gemeinschaft, die das Gemeineigentum an Wald und Weide hatte) ausgeübt. Erst mit der Bannlegung der markgenossenschaftlichen Wälder durch die Landesherren wurde die Jagd zum Privileg des Adels. Das Recht des freien Tierfangs wurde durch Bannforste eingeschränkt, in denen der Herrscher sich die alleinige Nutzung vorbehielt.
Im Freiheitsbrief der Stadt Luxemburg, ausgestellt durch die Gräfin von Luxemburg Ermesinde II. (1186–1247) im Jahre 1244, wird ein Teil des Grünewaldes zum Bannwald erklärt. In diesem Bereich durfte kein Bürger, bei Strafe von fünf Solidi, mit Hunden, Netzen, Säcken oder irgendeinem anderen Jagdgerät jagen, sondern nur mit dem Falken oder anderen Vögeln.
Die späteren ”Forstordnungen”, die dem Schutz des Waldes dienen sollten, waren häufig Verordnungen zum Schutz eines ungestörten Jagdablaufs. Die ungezügelte Jagdleidenschaft mancher Herrscher führte zu enormen Schäden an Äckern und Wiesen. Zerstörte Saaten oder Ernten ließen die Bauern oft Hunger leiden. So ist es wenig verwunderlich, dass der umfangreiche Jagd- und Wildschaden in Wald und Flur sowie die Verpflichtung der Leibeigenen zu Jagdfrondiensten eine der Ursachen für die Bauernkriege ab dem 14./15. Jahrhundert waren.
Zeidlerei
Der Zeidler (vom altdeutschen ”zeideln”; d. h. ”Honig schneiden”), dessen Beruf sich bereits im Frühmittelalter nachweisen lässt und der im Dienst geistlicher und weltlicher Herren stand, sammelte gewerbsmäßig den Honig wilder oder domestizierter Bienen in den Wäldern. Er verwendete anders als der Imker dazu jedoch keinen gezimmerten Bienenstock. Neben ihrer Funktion als Nektarquelle dienten v.a. starke Bäume (Linde, Salweide, Kiefer, Eiche) nach künstlicher Aushöhlung der Ansiedlung von Wildbienenvölkern. Honigernte war im Herbst.
Überaus günstig, wenn nicht sogar Voraussetzung für die Zeidlerei waren Nadelholzgebiete, zumindest aber lichte Mischwälder. Die Zeidler bildeten eigene Zünfte mit bestimmten Rechtsbräuchen und übten sogar eine eigene niedere Gerichtsbarkeit aus.
Noch im 10. Jahrhundert wurde der Großteil des Honigs nicht aus Hausbienenzucht, sondern aus Waldbienenwirtschaft gewonnen und stellte bis in die Neuzeit die einzige Quelle für Süßstoff dar. Erst als der Wachsbedarf für die Beleuchtung in Burgen, Kirchen, Klöstern und Städten stark anstieg, bekam die Imkerei Auftrieb. Es wurde vermehrt Wachs produziert, während Honig, Met (Honigwein) nun eher Nebenprodukte waren.
Der schleichende Niedergang der Zeidlerei verlief in Europa von West nach Ost. Der Niedergang wurde eingeleitet durch die Einfuhr von Rohrzucker, der aber noch im 17. Jahrhundert so teuer war, dass ihn sich nur reichere Leute leisten konnten. Erst der Anbau von Zuckerrüben änderte die Situation.