Stafelter
Das Gebäude am Stafelter beherbergte ein vielbesuchtes Ausflugslokal. | Plan zur Restaurierung des Gebäudes |
Am Stafelter liegt eines der wenigen Häuser im ausgedehnten Waldmassiv des Grünewaldes. Der älteste Hinweis auf ein Haus bzw. einen Hof an dieser Stelle stammt aus einer Eintragung der ”Administration des biens de la Cour Grandducale Luxembourg” aus dem Jahr 1889. Das Haus war früher Wohnsitz eines in den Diensten des Großherzogs stehenden Försters und beherbergte später ein Café. Zur Herkunft des Namens ”Stafelter” gibt es mehrere Versionen. An der Wegekreuzung lag früher der sogenannte ”Staffelstein”, ein Stein in Tischform, an dem einst die Rechtsverhältnisse geregelt worden sein sollen. Der Name kann auch daher rühren, dass früher an der hier vorbeiführenden wichtigen vorrömischen Straße ein ”Stapelstein” oder ”Stapelplatz” war, an dem Waren gehandelt wurden.
”Doudeg Fra”
Die ”Tote Frau” — Stätte der Verehrung der Großen Mutter in prähistorischer Zeit?
Die Lage in der Nähe von Quellen und Brunnen sowie die Tradition, entlang eines dort verlaufenden, aus vorkeltischen Ursprüngen hervorgegangenen Römerweges, Zweige als Opfergabe zu legen, lässt beim Standort der ”Toten Frau” auf eine uralte, prähistorische Kultstätte schließen.
Die ”Große Mutter” als Göttin der Fruchtbarkeit soll als Totenfrau, d.h. als Hüterin der Toten in ihrem Schoß, dort verehrt worden sein. Diese Heiligen Orte wurden oft in späteren Kulturen beibehalten, z.B. als Verehrungsstätten römischer Gottheiten oder als Standorte für Wegekreuze in christlicher Zeit.
Das Kreuz
Bis in die Mitte des 20. Jh. stand hier ein Kruzifix auf mehreren Steinquadern, das im Jahre 1982 durch ein neues, für das Luxemburger Land typisches Wegekreuz mit der Kreuzigungsszene ersetzt wurde. |
Die ”Tote Frau” = Elisabeth von Görlitz?
Eine Deutung besagt, dass es sich bei der ”Toten Frau” um Elisabeth von Görlitz (1391 — 1451) handelt. König Wenzel verpfändete Luxemburg 1388 an seinen Vetter Jobst von Mähren. Nach seinem Tod war seine Witwe Elisabeth von Görlitz ab 1409 einzige Pfandinhaberin von Luxemburg. Während der letzten Jahre ihrer Regierung verschuldete sich die Fürstin so stark, dass sie genötigt war, im Jahre 1441 die Pfandschaft Luxemburg an den Herzog Philipp von Burgund zu verkaufen.
Nach einem Text des Heiliggeistklosters soll das Herzogtum Luxemburg dem Herzog von Burgund an der Stelle ”Tote Frau” beim Grünewald übergeben worden sein. Dabei soll der Verkauf nach dem Brauch des ”Handentschlagens” durchgeführt worden sein, bei dem der Verkäufer dem Käufer eine Handvoll Erde mit einem Zweig entgegenstreckt, die dieser dem Verkäufer aus der Hand schlägt.
Nach dem Verkauf soll Elisabeth gesagt haben: ”Nun bin ich eine tote Frau”. Die Bedeutung des Wortes ”tot” ist dabei nicht im ursprünglichen Wortsinn zu verstehen, vielmehr, begründet durch die Mittellosigkeit der Elisabeth, im Sinne von ”unbedeutend, zu nichts mehr Nutze”. Nach überlieferter Sitte wurden später an der Stelle im Wald Zweige hingeworfen mit den Worten: ”Dies ist für die tote Frau”.