Entstehung
Die Betriebsart des Mittelwaldes ist sehr alt und war bis ins 19. Jh. hinein eine für viele Regionen typische Waldwirtschaftsform. Auch der “Groussebësch” wurde einst als Mittelwald bewirtschaftet. Der Mittelwald entwickelte sich aus der ungeregelten Holznutzung des frühen Mittelalters heraus und trug dem Bedürfnis Rechnung, neben dem im Niederwald (Ausschlagbetrieb) erzeugten Brennholz auch Nutz- bzw. Bauholz (insbesondere zum Hausbau) zu gewinnen.
Der Mittelwaldbetrieb ist offenbar so entstanden, dass bei jeder Nutzung des schwachen Ausschlagholzes eine gewisse Anzahl gut gewachsener Stämmchen der gewünschten Baumarten, vornehmlich Stieleiche stehen gelassen wurde (sog. “Laßreiser” oder “Laßreitel”), die heute noch den “Groussebësch” prägen. Dieses Verfahren wurde mehrfach fortgesetzt, so dass schließlich eine Waldaufbauform entstand, in der eine in sich gleichaltrige Unterschicht und eine meist ungleichaltrige Oberschicht das Bild des Waldbestandes prägten. Beide Schichten stammten zunächst aus Stockausschlägen.
Erst später ging man an vielen Orten dazu über, die spätere Oberschicht des Mittelwaldbestandes durch Pflanzung einzubringen. In solchen aufgelockerten, zweischichtigen Waldbeständen konnten so auf ein und derselben Fläche Bau- und Brennholz produziert werden. Daneben wurde die Rinde der Eichen zum Gerben verwendet, die Eicheln dienten als Mastfutter für die Schweine, der lichte Unterwuchs als Weide für das Großvieh. Bis ins 19. Jh. hinein hatte so der Mittelwald eine große wirtschaftliche Bedeutung für die Menschen.
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Der traditionelle Mittelwald lieferte Brennholz, Bauholz, Futter |
Mittelwald heute
Mit der Entwicklung der Eisenbahn als Transportmittel im 19. Jh. gewann die Steinkohle als Energieträger gegenüber dem Rohstoff Holz mehr und mehr an Bedeutung, der Mittelwald indes verlor an Bedeutung. So wurde im letzten Viertel des 19. Jh. der Mittel-waldbetrieb dann nach und nach abgelöst und in den heutigen Hochwaldbetrieb umgewandelt. Heute sind die Mittelwälder in Luxemburg, anders als in Italien und Frankreich, eine Seltenheit. Es finden sich nur noch wenige Reste dieser historischen Waldnutzungsform.
Stockausschlag an Rot- und Hainbuche. Hieraus erwuchs in 25–30 Jahren neues Holz zur Brennholznutzung |
Es gibt gute Gründe für den Fortbestand dieser alten Waldbewirtschaftungsform. Neben dem Erhalt forsthistorischen Wissens liegt ihre Bedeutung insbesondere im Bereich des Naturschutzes, wo sie unter Artenschutzaspekten zu den wertvollsten Waldwirt-schaftsformen zählt. Mittelwälder sind normalerweise Lichtwälder mit reicher Kraut- und Strauchschicht und vielen verschiedenen Tierarten (über 50 Vogelarten, zahlreiche Käfer- und Falterarten oder wie in diesem Waldbestand der Feuersalamander). Die mosaikartige Struktur des Mittelwaldes mit hellen und schattigen Bereichen bietet viele unterschiedliche Lebensbedingungen auf engem Raum.
Die Anordnung der Früchte an langen Stielen gab der für den Mittelwald typischen “Stieleiche” ihren Namen. |